Die Auswanderung
Auswanderung hat es seit Menschengedenken immer gegeben. Zu allen Zeiten haben Menschen in einem bestimmten Moment ihres Lebens beschlossen ihre Heimat zu verlassen, um sich anderswo niederzulassen. In den letzten Jahrzehnten hat die Auswanderung zugenommen, und die Gesellschaft in den einzelnen Ländern hat sich verändert. Diese Tatsache trifft ganz besonders auf Luxemburg zu, wo immer mehr Menschen eine neue Heimat suchen.
Auswandern ist nicht einfach, sondern mit großem Risiko verbunden und verlangt viel Mut.
Verschiedene Gründe können uns veranlassen, in einem anderen Land ein neues Leben zu beginnen: berufliche Möglichkeiten oder ein Studium, aber auch Arbeitslosigkeit, schwierige Lebensbedingungen im Heimatland, politische Unterdrückung, Krieg oder Naturkatastrophen … . Menschen streben nach einem besseren Leben für sich und ihre Familie. Manchmal suchen sie neue Herausforderungen, wollen andere Kulturen kennenlernen oder einfach nur in Freiheit leben. In jedem Fall gibt es den Wunsch nach Veränderung, auf ein anderes Leben und die Hoffnung, dass an einem anderen Ort eine Verbesserung der Lebenssituation möglich ist. Auswandern ist eine Gelegenheit für einen neuen Start.
Die verschiedenen Auswanderungsgründe sind entscheidend, wie wir diese Erfahrung erleben – vor allem, ob wir die Entscheidung fort zu gehen, freiwillig getroffen haben oder nicht und wie lange ein Auslandsaufenthalt dauern soll. Auswandern ist demnach eine sehr individuelle Angelegenheit.
Wie ein entwurzelter Baum…
Die Veränderungen und die neue Umgebung, die Auswandern mit sich bringt, bedeuten eine wesentliche Wende im Leben. Auch wenn Auswanderung aufregend sein und Begeisterung auslösen kann, so wird sie doch in den meisten Fällen nur ertragen und als schwierig empfunden. Auswandern geht immer einher mit Verlust und Trennung und der Konfrontation mit einer neuen Umgebung.
Wenn wir uns entschließen auszuwandern, lassen wir unser bisheriges vertrautes Leben im Heimatland mit Familie, Freunden und Bekannten zurück. Es kann auch mit Schuldgefühlen verbunden sein, wenn wir bewusst die persönliche Weiterentwicklung wählen und alle und alles hinter uns lassen. Es ist gar nicht so einfach, weit entfernt von den Seinen zu leben.
Auswandern bedeutet auch, seine überschaubare und vertraute Umgebung zu verlassen und sie gegen eine unbekannte und fremde Welt einzutauschen.
Unter diesen Umständen reagiert nicht jeder gleich. Für manche ist es ein Leichtes, sich den anderen Gebräuchen und den landesüblichen Verhaltensweisen anzupassen; andere hingegen tun sich schwer damit, weil sie sich ihrem Heimatland noch zu sehr verbunden fühlen. Jeder muss seinen eigenen Weg zur Eingewöhnung finden.
Auswanderung kann man vergleichen mit einem Baum, der entwurzelt und anderswo wieder eingepflanzt wird. Durch diese Veränderung ist der Baum geschwächt. In der neuen Umgebung ist alles anders: das Klima, der Boden, das Wasser, die Nährstoffe … Doch nach einer Zeit der Akklimatisierung und mit der notwendigen Pflege versorgt, entwickelt sich der Baum langsam in seinem Rhythmus.
Auswanderung bedeutet, Trennung, Verlust und Entwurzelung zu erleben, sowie sich an eine andere Lebensart zu gewöhnen. Dabei ist es völlig normal, dass bei dieser Herausforderung Probleme entstehen können. So wie wir einem Baum helfen, am neuen Standort Wurzeln zu schlagen , müssen wir für uns selbst sorgen und in unserem eigenen Rhythmus den Veränderungsprozess respektieren und uns die Zeit nehmen, die wir dafür brauchen.